IronMan Zürich am 15. Juli 2012

Bericht (Von Rolf Kruthof)

Der letzte Bericht vom Michael spiegelt fast exakt meine Gedanken wieder. Anders als in anderen Berichten, wo es ja fast immer supertoll abläuft, sind die Vorbereitungen, Abläufe, Pannen und Schmerzen oftmals bei einer Langdistanz ganz anders und viel intensiver; wenn man ehrlich ist.

Ich versuche mal, die für mich wichtigsten Erinnerungen zusammen zu fassen:

1. Planung/Training

Meine Trainingsplanung fing ziemlich genau vor einem Jahr an. Da es meine 3.te LD war und ich für andere Wettkämpfe permanent trainiere, war die Zeit für mich angemessen. Lediglich die Umfänge haben zugenommen.

Jeder, der einen Wettkampf durchziehen will, hat ja gewisse zeitliche Vorstellungen. So habe ich mir pauschal 10:30 Std vorgegeben, allerdings ohne groß auf die Wettkampfstrecke und Witterungseinflüsse Rücksicht zu nehmen.

2. Wettkampf

2.1 Vortag

Der Samstag am Züricher See war überwiegend sonnig, bei Windenstärken um 4-5 B., das Wasser schön aufgewühlt und die Segler lagen mit ordentlicher Schräglage in den Wellen.

Das obligatorische Einchecken ging schnell über die Bühne. In Zürich gibt es keine Wechselzelte. Man zieht sich im Freien, bei jedem Wetter, um.

Ein kleiner Stadtbummel mit Helga in der überteuerten Stadt Zürich brachte mich ein wenig auf andere Gedanken. Die vielen Gespräche und Motivationen waren für mich sehr wichtig. Alleine würde ich einen solchen Wettkampf nicht durchziehen wollen.

2.2 Wettkampftag

Um 5 Uhr machte ich den ersten vorsichtigen Blick aus dem Fenster und sah die ersten Regentropfen. Der Wetterbericht versprach uns ja für den Tagesverlauf halbwegs trockenes Wetter bei mäßigen Winden mit 1-2 Beaufort. Eigentlich doch akzeptabel.

Helga fuhr mich zum Startplatz. Zeit hatte ich ja genug zur Verfügung. Der Schwimmstart liegt etwa 500 m von der Wechselzone entfernt. 20 Minuten vorher war ich schon dort, musste aber noch einmal zurück, da ich meine Brille in die Wechselzone bringen musste. Dann wurde es ein wenig hektisch aber nicht dramatisch.

2.2.1 Schwimmen

Pünktlich um 7 Uhr fiel der Startschuss, und die üblichen Rangeleien begannen. Mal einen Schlag aufs Auge, auf den Rücken und die Seite zu bekommen, gehört ja zum IM dazu. Man muss nur sehen, dass man sich nicht runterdrücken lässt, weil es dann gefährlich werden kann.

„Verlass dich nie auf deine Vorschwimmer“, hat mir mal mein Schwimmtrainer Jörg gesagt: Aber da ich als Kurzsichtiger die Bojen nicht gesehen habe, blieb mir nichts anderes übrig, als einer Gruppe (Kurzsichtiger) zu folgen. Und so zogen wir im großen, überflüssigen Bogen ins Ziel.

2.2.2 Rad

Alles war gut vorbereitet und so klappte der Wechsel auch schnell. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen.

Nach km 40 löste sich das Aerotrinkflaschensystem am Lenker. Anhalten und reparieren war angesagt. Nach weiteren 10 Km tauchte das gleiche Problem wieder auf. Anhalten, alternative Befestigungsmöglichkeiten suchen, fixieren, fertig (mit den Nerven).

Der Streckenverlauf (ca. 1700 HM) und der Untergrund war teilweise recht wellig bzw. hatte stellenweise Löcher im Asphalt. Das führte dazu, dass sich meine Sattelhalterung löste und sich Sattelspitze nach unten drückte. Kein Problem: Anhalten, und versuchen das Problem zu lösen. Alterdings fehlte mir ein 2.ter Imbussschlüssel zum Kontern. So musste ich weiterfahren und möglichst weit hinten auf dem Sattel sitzen. Nach weiteren 10 km taten mir Rücken und Nacken dermaßen weh, dass ich einen 2.ten Reparaturversuch unternahm. Zum Glück hatte ein Zuschauer Werkzeug dabei. Die Fahrt ging weiter und mit der 28/11 Kassette konnte ich die steilsten Berge (the Beast und den Heartbreaker, so werden die von den Schweizern genannt) meistern.

Die nicht enden wollenden Regenschauer und Windböen machten das Fahren zur Qual. Einige Triathleten mit Scheibenlaufräder hat’s dabei zerbröselt.

Unter immer wieder: Der Drang zur Toilette. Und das 3 Mal auf der Radstrecke.

Total durchnässt und verfroren traf ich in der Wechselzone ein. Ein kurzer Blick auf meine Uhr zeigte schon 15 Min. Zeitverlust.

2.2.3 Laufen

Der Wind hatte die Abdeckplane meiner Laufsachen weggefegt und in meinen Laufschuhen stand regelrecht das Wasser. Die Füße waren noch ein wenig kalt und nach 5 km fühlte ich wieder Leben. Es mussten 4 Runden gelaufen werden und jede Runde hatte so 4 Unterführungen, Überführungen, die jede für sich ganz easy ist, aber 4x4 sind 16 und Kleinvieh macht auch Mist. Die aufkommenden Schmerzen wurden dadurch noch verstärkt, aber das zu ertragen haben wir ja vorher ausgiebig trainiert.

Ganz wichtig war nun die Aufnahme von Kohlehydraten und Wasser (s.u.).

Nicht vergessen: Man muss unter Umständen auch mal beim Laufen; wohl weniger als beim Radfahren, aber ganz bis zum Schluss durchhalten geht halt nicht immer.

Unterwegs habe ich mir viele Male die Sinnfrage gestellt, aber die Antworten schon vorher zurecht gelegt.

Nach weiteren 15 Minuten Planabweichung und begleitet von einem kräftigen Schauer erreichte ich endlich die Zielgerade. Endlich!

Ernährungskonzept

Tag vorher: Viel Flüssigkeit, Kohlenhydrate etc.

Rad: 1.te Stunde Malto/Wasser, 2.te Stunde Iso, 3.te Stunde Gel/Wasser, 4.te Malto/Wasser usw. . Zwischendurch Banane etc.. Das Iso hab ich allerdings nicht gut vertragen (Sodbrennen, so dass ich diesen Teil durch Malto ersetzt habe)

Laufen: Km 1: Gel /Wasser, km 10 Gel/Wasser, km 20 Gel/Wasser etc. . Zwischendurch Banane, Kuchen, und alle 2 km ein Schluck Wasser

3. Platz und Feier am nächsten Tag

Mit einem 8.ten Platz von 67 Anmeldungen in der AK 55 bin ich nicht ganz unzufrieden. Die Zielzeit unter 11 Stunden (10:59 Uhr) war ein kleiner Wermutstropfen auf die verpasste Planzeit von 10:30 Std.

Die Feier wurde relativ lieblos abgehalten. Ein Großteil der Teilnehmer war nicht anwesend.

4. Die Tage nach dem Wettkampf

Noch 24 Stunden nach einer LD ist der Körper noch mit Adrenalin gesättigt. Unruhige Nächte können die Folge sein.

Ich beschloss, erst einmal 2 Tage nichts tun. Am 3.ten Tag eine kurze Runde joggen, dehnen. Am 4.ten Tag eine leichte Radtour

5. Fazit

Ich kann heute nicht sagen, dass ich ein 4.tes Mal eine LD machen werde. Eine realistische Wettkampfzeitplanung unter Berücksichtigung von ein paar Eventualitäten wie Wetter, Wettkampfstrecken usw. hilft, den möglichen Frust bei Planabweichungen in Grenzen zu halten.

Die Mitteldistanz scheint mir irgendwie besser zu liegen. Schauen wir mal. Gestern habe ich mich für den Walchsee (MD) angemeldet.


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